17 März 2020 – Botschaft des Erzbischofs von Podolsk Tichon, Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland an den Klerus, die Mönche und Nonnen wie die Laien im Zusammenhang mit der Verbreitung der Coronavirus-Infektion
Liebe Väter, Brüder und Schwestern!
Im Zusammenhang mit den Sofortmaßnahmen der deutschen Regierung zur Verhinderung der Ausbreitung der Coronavirus-Infektion COVID-19 möchte ich für Sie alle im Gebet den Segen Gottes erbitten und Sie an die Notwendigkeit erinnern, in christlicher Demut alles zu fördern, was dazu beiträgt, die weitere Ausbreitung der gefährlichen Krankheit zu verhindern.
In einem Jahr schwieriger Prüfungen muss in uns mit besonderer Stärke ein Verantwortungsbewusstsein geweckt werden, das von brüderlicher Liebe und der Bereitschaft durchdrungen ist, „fur einander die Lasten zu tragen“, denn nach dem Wort des heiligen Apostels Paulus „erfüllen so
wir das Gesetz Christi“ (Gal 6,2). Durch die Widrigkeiten des Lebens führt uns der Herr zur Buße und ruft uns auf, unser geistliches Leben im Gebet und im Denken an Gott zu vertiefen. In diesem Zusammenhang ist die Große Fastenzeit eine günstige Zeit für uns, um die Prüfungen und Drangsale, die auf uns gefallen sind, mit Geduld und Unterwerfung unter den allgütigen Willen Gottes zu ertragen. Erinnern wir uns an die apostolischen Worte, dass „die Prüfung des Glaubens Geduld hervorbringt. Die Geduld aber muss ein vollkommenes Werk sein, damit ihr in ganzer Fülle vollkommen seid, ohne jeden Mangel“ (Jak 1,3-4).
Mögen die Geistlichen, Mönche, Nonnen und Laien in diesen schwierigen Zeiten ihre Gebetsregel ergänzen, indem sie das Gebet zu Gott und unserem Erlöser für die Befreiung von tödlicher Krankheit lesen, dessen Text ich meiner Botschaft beilege.
Ich bitte Sie, liebe Väter, Brüder und Schwestern, auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen und nicht in Verzweiflung und Panik zu verfallen. Es ist notwendig, eine betende und ruhige Verfassung der Seele aufrechtzuerhalten sowie die vorgeschriebenen Hygieneregeln strikt einzuhalten. Das kirchliche Leben soll heute auf dem Vertrauen zu Gott aufgebaut werden, dessen Grundlage die Teilnahme an den Sakramenten der Kirche und die rettende Kommunion der Heiligen Mysterrien Christi ist. Ohne diese verliert das irdische Leben für den Gläubigen seinen wahren Sinn, ohne diese wird der Gläubige der Impfung gegen den schrecklichen Feind beraubt – gegen die Sünde und den Tod, die der Teufel unseren Seelen einprägen möchte.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass es in den Bundesländern, in denen es bereits Sonderregelungen der staatlichen und kommunalen Behörden sowie der sanitären und epidemiologischen Dienste gibt, die strenge Quarantänemaßnahmen bis hin zur Beendigung der öffentlichen Gottesdienste und der Schließung von Kirchen und Kapellen vorsehen, notwendig ist, dass wir unsererseits diesen Anforderungen mit Verständnis und Demut begegnen und Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung des gefährlichen Virus fördern.
Betet füreinander, liebe Väter, Brüder und Schwestern, dass wir geistlich und körperlich geheilt werden. Das Gebet der Rechtschaffenen hat große Macht (Jak 5,16). Gott wird unseren Glauben niemals beschämen! Gnade sei mit euch und Friede von unserem Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns allen!
+ TICHON
Erzbischof von Podolsk
Leiter des Bistums von Berlin und Deutschland
Gebet während einer verheerenden und tödlichen Seuche
Herr, unser Gott, schaue von der Höhe Deiner Heiligkeit auf die Gebete von uns Sündern, Deinen unwürdigen Knechten, die durch unsere Gesetzlosigkeiten Deine Güte erzürnt und Deine Barmherzigkeit verärgert haben; und gehe nicht ins Gericht, mit Deinen Knechten sondern wende ab Deinen furchtbaren Zorn, den Du zu Recht auf uns richtest, und nimm fort die verderbliche Verurteilung, wende ab Dein drohendes Schwert, das uns unsichtbar vorzeitig schlägt. Hab Erbarmen mit Deinen niedrigen und armen Knechten, und verschließ nicht im Tod unsere Seelen, die in Reue mit gebrochenem Herzen und mit Tränen zu Dir, unserem Barmherzigen, Gütigen und Wohlwollenden Gott kommen. Dir ist es ja eigen, sich zu erbarmen und uns zu retten, unser Gott, und Dir senden wir die Verherrlichung empor, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen.
(Quelle: rokmp.de)