Als das dreißigste Jahr des Lebens Jesu in der Welt angebrochen und die Zeit gekommen war, da Er sich den Menschen zeigen sollte, da erging, wie das Evangelium sagt, “in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Der Herr trug ihm auf, das Volk im Jordan zu taufen und teilte ihm ein Zeichen mit, an dem er den in die Welt gekommenen Christus erkennen solle: auf den Erlöser werde der Heilige Geist herabkommen.
Johannes gehorchte dem Befehl Gottes
Das ganze Volk kam zu Johannes an den Jordan, empfing von ihm die Taufe und bekannte ihm seine Sünden. In jener Zeit kam auch Jesus aus Galiläa zu ihm. Er kam zu Johannes genau zu dem Zeitpunkt, als er dem Volk vom Erlöser erzählte: “Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.”
Als Johannes dies sagte, trat Jesus an ihn heran. Er bedurfte der Taufe nicht, weil Er ohne Sünde und makellos war. Er war von der reinen Jungfrau Maria geboren worden und war selbst die Quelle aller Heiligkeit und Reinheit. Aber Er nahm die Sün¬den der Menschen der ganzen Welt auf sich und kam deshalb
zum Fluss, um das Wasser des Jordans durch Seine Taufe zu heiligen und uns ein Beispiel für die Taufe zu geben. Johannes sollte den Heiligen Geist sehen, der auf Jesus herabkam, und die Stimme Gottes, des Vaters, hören, um später davon den Menschen zu erzählen.
Als Christus zu Johannes herantrat, erkannte Ihn dieser sofort, da er im Geiste spürte, dass nun endlich der gekommen war, auf den er gewartet hatte. Johannes wollte selbst von Ihm die Taufe erbitten, aber Christus sagte zu ihm: “Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen”
Johannes taufte mit Furcht seinen Herrn, und Jesus stieg sofort nach der Taufe aus dem Wasser. Es gibt eine Überlieferung, die besagt, dass der heilige Johannes der Täufer jeden Menschen, der sich von ihm taufen ließ, bis zum Hals in das Wasser tauchte, und ihn so festhielt, bis er ihm alle seine Sünden bekannt hatte. Erst danach erlaubte Johannes den Getauften, aus dem Wasser zu steigen. Aber Christus hatte keine Sünden, und deshalb brauchte Er auch nicht zum Sündenbekenntnis im Wasser zu bleiben. Im Evangelium steht geschrieben, dass Er “sogleich” nach der Taufe aus dem Fluss stieg.
In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel über Ihm, es leuchtete ein Licht auf, das einem Blitz ähnlich war, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Wie Noach nach der Sintflut vom Ende der Flut erfahren hatte, als zu ihm in die Arche eine Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel flog, so zeigte die Taube, die auf den Herrn herabkam, dass die Flut der Sünden beendet sei, in der die Menschheit unterzugehen drohte. Der Heilige Geist erschien in Form einer Taube, weil dieser Vogel bescheiden, nicht böse und rein ist und die Menschen liebt: Ebenso ist auch der Heilige Geist die Quelle der Reinheit und Liebe, Er ist der Lehrer der Demut, Er durchdringt und erfüllt alles. Alles lebt durch Ihn. Aber so wie die Taube die Plätze meidet, auf die der Mensch den Abfall wirft, so flieht auch der Heilige Geist die Menschen, die ihre Seele mit vielen Sünden beschmutzen, und sie nicht durch die Buße reinigen.
Während der Heilige Geist auf Jesus herabkam, hörte man aus dem geöffneten Himmel eine Stimme: “Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.”
So erschien der Welt die Heilige Dreifaltigkeit am Fluss Jordan: Gott Vater sprach, Gott Sohn wurde getauft, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube herab. Deshalb heißt das Fest der Taufe Christi auch das Fest der Erscheinung des Herrn (Theophanie bzw. Epiphanie). Gott offenbarte den Menschen ein Mysterium, das bis dahin der Welt verborgen gewesen war: Gott ist Einer, jedoch in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
...weiter auf das Thema eingehen – Predigt zur Taufe des Herrn- Metropolit Antoniy von Surosch
(Книга о церкви: Лоргус,Дудко)