Wort des Hirten.
Archimandrit Ioan Krestjankin.
Wort bei dem Ritus der Vergebung (am Sonntag der Vergebung)
Durch Gottes Güte erneut stehen wir”am Eingang” der Heiligen Vierzigtageszeit…
Das Große fasten-das ist die Zeit des Gnaden-reichen und rettungsbringenden Tuns, des besonderen, verstärkten Arbeitens dafür, uns geistig zu erneuern, um, in der Reinheit des Herzens, die Lichte Auferstehung Christi zu feiern und zu verherrlichen. Aber es ist unmöglich, diese Arbeit anzutreten, ohne sich gegenseitig verziehen zu haben. Die Große Fastenzeit ist -die Zeit unserer verstärkten Gebete, in welchen wir Gott bitten werden,dass Er unsere Reue annimmt, dass Er durch Sein gütiges Erbarmen’ unsere schwachen; Kräfte auf dem Weg zum ewigen Leben stärkt, wir werden für uns Verzeihung für unsere Sünden ersuchen, welche wir alle bedauerlicherweise in großer Menge haben. Jedoch müssen wir es Verdienen, dass Gott unsere Gebete erhört, damit das Stöhnen unserer Seele an Sein Gehör dringt. Aber dazu müssen wir es vor allem lernen, selbst unseren’ Nächsten zu vergeben. ” Dies fordert von uns die Gerechtigkeit Gottes. Daran Erinnert uns das Gesetz von Gottes Wahrheit. Und es ist so einfach: „Wenn ihr den Menschen ihre Versündigungen gegen Euch nicht verzeihen werdet Verzeiht Euch auch Euer Himmlischer Vater nicht Eure Übertretungen.“ „Mit welchem Maß ihr messt, mit diesem wird Euch auch Abgemessen werden.”Das Gericht ist ohne Gnade für dem, der keine Gnade erwiesen hat.“…
Gott meine Teuren, ist barmherzig aber auch gerecht und ER ist rechturteilend. Das heißt also, bevor wir Gott bitten uns zu verzeihen, sollen wir auch selber unseren Nächsten verzeihen, die sich gegen uns versündigt haben. Wenn wir das allerdings nicht tun, so verzeiht uns auch der Herrgott nicht, wie tief und aufrichtig unsere Reue und, Buße auch sein mag. Damit das mit uns nicht passiert, müssen wir es er1ernen, stets so zu verzeihen, dass sich in uns das Beleidigt sein nicht heimlich versteckt. Die Wahrheit Gottes fordert von uns, dass wir aus der Tiefe unserer Herzen selbst noch die Spuren einer uns irgendwann einmal zugefügten Beleidigung herausreißen, damit wir in, unserem Gedächtnis niemals wieder die bitteren Erinnerungen und die unguten Gefühle gegenüber unserem Beleidigern aufkommen Lassen. Wie andererseits könnten Wir es uns sonst erlauben, darauf zu zählen, dass Gott, wo wir doch ohne Ende im laufe unseres Lebens Ihn beleidigen-uns verzeiht und in Sein Himmlisches Königreich aufnimmt?
Aber eben gerade dies-wirklich und wahrhaftig, seinem Nächsten zu vergeben stellt für viele von uns den schwierigsten Moment, in unserem geistigen Tun dar. Wir sind fähig, unsere selbst, schwersten, schrecklichen Sünden zu bereuen; Wir sind in der Lage, die Pein überwindend, vor dem geistigen Vater in der Beichte die eiternden Wunden unserer Seele zu ofenbaren. Aber eben von ganzem Herzen aufrichtig und mit Liebe, einem Menschen zu vergeben, der uns beleidigt hat: das ist für viele von uns die allerschwerste Großtat. Diese aber nicht, zu vollbringen, meiner Freunde, -das darf man nicht!
Indem wir uns auf den Fastenweg begeben, sollen wir unsere christliche Pflicht erfüllen. Die uns Nahen um Verzeihung für die Kränkungen bitten, welche wir womöglich jemandem angetan haben, und auch von ganzem Herzen allen denjenigen vergeben, die uns irgendwann beleidigt haben. Das zu tun ist schwer, aber notwendig! Dafür kann aber derjenige von uns, der diese schwierige Sache erlernt hat, der in der Lage ist, sich gegenüber seinem Nächsten zu verbeugen, um Verzeihung bittend, und der auch selbst aus der Tiefe seines Herzens allen vergibt, derjenige kann sich -nach den Worten des Heiligen Bischofs Grigorius von Nissa-des Wagemutes erkühnen, in seinem Herzen zum Herrn zu sagen:” Mein Himmlischer Vater, ich habe das erfüllt, was Du mir zu tun befiehlst. Erfülle auch Du, was Du zu tun versprichst. Ich habe alle Versündigungen und Beleidigungen verziehen und eile zu Dir in meiner Reue und warte, auf dass auch, Du, gemäß Deinem Versprechen, mir meine zahllosen Versündigungen verzeihst.“ Und eben genau dafür, um gegenseitig, einer dem anderen zu verzeihen, sind wir heute hier zusammen gekommen. Überprüft Euch aber deshalb, seid Ihr auch genau so wie das die Wahrheit Gottes fordert, bereit, diesen rührenden Ritus der gegenseitigen Vergebung zu vollziehen? Werden unsere gegenseitigen Verbeugungen und die Worte, die wir einer dem anderen sagen, nicht etwa nur eine formale Ausführung des bereits von der antiken Kirche eingeführten Brauches sein? fürchtet, meine lieben, jene Herzenskälte, nehmt Euch in Acht vor Eurer eigenen Unaufrichtigkeit! Im Himmlischen König reich werden Gott nur’ diejenigen, die rainen Herzens sind, erblicken. Also verschmutzt nicht Euer Herz mit Unaufrichtigkeit!
Beginnend mit dem Sonntag des Zöllners und des Pharisäers verkündet die ‘Kirche unserem Gehör; den Gesang mit tiefem Inhalt:”Mach mir auf die Tore der Reue, Lebensspender.” Diese Worte sollen sich mit Flehen unserer Seele entwinden:”Herr, öffne mir; die Türen der Reue! Mach Du mir die Türen zur Reue deshalb auf, weil ich in solcher Masse sündig bin, dass ich nicht fähig bin, das selbst für mich zu tun. Ich, der ich mich besudelt habe mit Sünden, habe diese Türen so fest zugemacht, dass ich nun ohne Deine Hilfe, Herr, diese nicht aufmachen kann. Meine Seele strebt ja zu Reinheit, zur Wahrheit …“Es betet mein Geist des Morgens zu Deinem Heiligen Tempel…” Aber der Tempel des Leidens, den ich trage, ist ganz befleckt.” Angesichts der Befleckung unseres Körpers können wir eben diese Türen nicht selber öffnen. Wir bitten den Herrn nachdrücklich, vielmals… Und siehe da, unser Gebet ist erhört: morgen eröffnet; sich vor uns dieses Tor ,der Reue und Buße wir treten über die Schwelle dieser Tür und Morgen schon werden wir dort sein wo der Herr uns mit unserer Reue erwartet. Er wird uns auch Hilfe in der Übung unserer tätigen Reue erweisen. Weiterhin bitten wir:”… der Du aber freigiebig bist, reinige uns, durch die Deiner Güte innenwohnende Gnade…” Wenngleich wir auch sehr faul bezüglich der Angelegenheiten der Rettung unsere eigenen Seele sind dürfen; wir doch, nicht vergessen, dass in das Leben des zukünftigen Aons nur die Reinen, Sanftmütigen, Barmherzigen eingehen werden. Und soll auch unsere Seele gleich dem lebendigen, reißenden Wasser sein, das den Schmutz’ unseres Herzens mit den Tränen der Reue und des Bedauerns abwäscht. Erlernt das Gebet des Zolleintreibers”! Wie tief und vollkommen ist dieses kurze Gebet:'” Gott, sei mir Sünder gnädig!” Ihm ist der Geist von Dünkel und Selbstüberhöhung völlig fremd. Es ist das Gebet der tiefen Hoffnung darauf, dass Gott, der Herr den Sünder nicht wegstößt, und ihm Kräfte verleiht, vom leben, voll von, Sünden, abzulassen und ein neues gottesgerechtes Leben anzufangen. Das Gebet des Zöllners kam von zerknirschtem Herzen und wurde von Gott nicht abgewiesen. Der Zöllner hatte seine Sündhaftigkeit eingesehen, seine Unwürdigkeit, und hat deshalb demütig gebetet. Und hier müssen auch wir, Ihr Lieben, begreifen, dass von uns eine Vielzahl von schweren, schlimmen Sünden, begangen worden ist. Wir müssen es uns bewusst werden und vor unserem Verhalten erschrecken. Dann entreißt sich auch unserer Brust ähnlich wie dem, König David, der Schrei: ” Erbarme Dich meiner, O Gott, nach dem Übermaß Deiner Barmherzigkeit”!
(Orthodoxe Kalender für Familienlektüre 2008 Verlag „ Kovczeo” Moskau, 2007, S. 91 -93 übers:Uwe(Georgiy))