† Deutschsprachige russisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Hamburg

Das Verhalten in der Kirche

VOR DEM BETRETEN DER KIRCHE.

Wenn orthodoxe Gläubige sich einer Kirche nähern, bekreuzigen sie sich zunächst und machen eine kleine Verbeugung. Das Kreuzzeichen soll mit Ehrfurcht gemacht werden. Wenn man sich bekreuzigt, so bezeichnet man sich mit dem Symbol des Leidens Christi für die menschlichen Sünden. Deshalb muss man dies mit größter Ehrfurcht und Aufmerksamkeit tun. Ein nachlässiges Ausführen des Kreuzzeichens ist eine Sünde.

IN DER KIRCHE.

Wenn wir die Vorhalle betreten, bekreuzigen wir uns noch einmal, da hier schon heilige Ikonen sind. Es ist nicht nötig, jede Ikone zu küssen, aber man sollte sich der Heiligkeit des Ortes bewusst werden und alles Reden unterlassen, das sich nicht auf die Kirche bezieht.
Durch die Vorhalle betreten wir die Kirche. Wir gehen einige Schritte nach vom, um diejenigen nicht zu behindern, die nach uns eintreten, wenden uns zum Altar, d. h. nach Osten, und machen drei Kreuzzeichen mit kleinen Verbeugungen.
Danach kann man zum Kerzentisch gehen, wo Kerzen, Bücher und andere religiöse Gegenstände verkauft werden. Man kann Bekannte begrüßen oder dem Geistlichen eine Frage stellen. Wenn Sie aber in die Kirche kommen, wenn der Gottesdienst schon begonnen hat, sollten Sie niemanden begrüßen und bis zum Ende des Gottesdienstes auch nicht sprechen.
Sie können die Kerzen, die Sie gekauft haben, zu den Ikonen stellen, aber nur wenn man leicht zu den Kerzenstän¬dern gelangen kann. Wenn die Kirche überfüllt ist, ist es besser, die Kerzen weiterzureichen, wobei man die .Ikone nennt, zu der man die Kerze stellen möchte. In der Regel steht vor jeder großen Ikone ein Kerzenständer. Auf einem Pult in der Mitte der Kirche liegt die Festtagsikone, auf der das gefeierte Ereignis dargestellt ist (z. B. die Auferstehung des Herrn) oder ein Heiliger, dessen Gedächtnis die Kirche an diesem Tag begeht. Gehen Sie nach Möglichkeit zuerst zu dieser Ikone, um sie zu küssen. Eine Ikone küsst man auf folgende Weise: Bekreuzigen Sie sich zweimal mit einer kleinen Verbeugung, küssen Sie die Ikone ehrfürchtig und bekreuzigen Sie sich danach noch einmal mit einer Verbeugung! Wenn der Gottesdienst beginnt, sollten Sie den Platz einnehmen, an dem es für Sie angenehm ist zu beten. Während des Gottesdienstes sollte man diesen Platz nicht verlassen.

WIE MAN EINE IKONE KÜSSEN SOLL.

Wenn es sich um eine Ikone des Erlösers handelt, küsst man die Füße Christi. Wenn es ein Brustbild ist, werden die Hände geküsst, wenn nur das Antlitz dargestellt ist, z. B. auf dem nicht von Menschenhand geschaffenen Bildnis Christi, wird der Rand des Tuches geküsst, auf dem das Antlitz Christi dargestellt ist. Genauso andächtig küsst man die Ikonen der Gottesmutter und der Heiligen. Das Gesicht des Heilands, der Gottesmutter und der Heiligen darf nicht geküsst werden. Auf einer Ikone können mehrere Heilige dargestellt sein, es genügt jedoch, sie einmal zu küssen, um die anderen Gläubigen nicht aufzuhalten und den Anstand in der Kirche nicht zu verletzen. Wenn Sie die Darstellung der Kreuzigung Christi, heilige Reliquien oder eine besonders verehrte Ikone der Gottesmutter küssen, können Sie vorher auch niederknien (Proskynesis). Wenn viele Leute anstehen und es für einen solchen Kniefall keinen Platz gibt, seien Sie nicht enttäuscht: Sie können ein anderes Mal eine Proskynesis machen, jetzt aber verbeugen Sie sich nur in Gedanken bis zum Boden, denn der Herr sieht alles. Wenn sehr viele Menschen vor einer Ikone stehen, bemühen Sie sich, nicht länger als notwendig vor der Ikone zu bleiben. Denken Sie immer an die anderen, welche die Ikone ebenfalls küssen möchten. Wenn Sie für die Gesundheit Ihrer Verwandten oder Freunde beten wollen, können Sie eine Kerze zu einer beliebigen Ikone des Heilands, der Gottesmutter oder eines anderen Heiligen stellen. Wenn Sie für die Seelenruhe eines Verstorbenen beten möchten, müssen Sie eine Kerze auf den Tisch für die Verstorbenen (Kanon) stellen. Dieser Tisch steht in der Regel im westlichen Teil der Kirche unweit des Eingangs. Auf ihm stehen ein Kreuz (eine Darstellung der Kreuzigung Christi) und viele Kerzen.
Nachdem Sie die heiligen Ikonen verehrt haben, können Sie Bekannte begrüßen und ihnen zum Festtag gratulieren, wenn gerade kein Gottesdienst stattfindet. Es ist aber wünschenswert, dass nur über geistliche und kirchliche Themen gesprochen wird, Irdisches und Alltägliches sollte außerhalb der Kirche bleiben.
Wenn Ihnen eine Frage gestellt wird, seien Sie geduldig und helfen Sie. Stören Sie die anderen aber nicht im Gebet, lenken Sie sie nicht vom Gottesdienst ab und verschieben Sie das Gespräch, wenn es möglich ist, auf einen Zeitpunkt nach dem Gottesdienst.
Für einen Menschen, der mit der kirchlichen Ordnung nicht vertraut ist, ist es ziemlich schwer zu wissen, wem genau er in der Kirche eine Frage stellen soll. Zuerst kann man sich an diejenigen wenden, die in der Kirche arbeiten. Gewöhnlich sind sie vom Pfarrer bevollmächtigt, auf die grundlegendsten und einfachsten Fragen zu antworten.
In den Kirchen gibt es heute beim Eingang einen oder einige Stände (Kerzentische). Meistens sind es zwei, rechts und links vom Eingang. Bei jedem von ihnen stehen Verkäufer, meistens Frauen. Hier werden Kerzen, Ikonen, Bücher und Kreuze verkauft und Namenszettel angenommen. Hier können Sie Ihre Fragen stellen. Es ist aber besser, sich an Kleriker zu wenden.

DAS GEBETSGEDENKEN (Kommemoration).

Es gibt verschiedene Arten des kirchlichen Gebets. Man kann eine Bittandacht (Moleben) für die Gesundheit der Angehörigen bestellen. Während dieses Gebetes gedenken wir aller orthodoxen Christen und beten für ihre Gesundheit und ihr Heil. Wenn jemand getauft ist, können Sie seinen Namen auf einen Zettel schreiben, damit der Priester, Diakon oder ein anderer Kleriker für ihn betet.
Was heißt “eine Bittandacht bestellen”? Es bedeutet: Nachdem Sie auf einen Zettel die Namen derer geschrieben haben, für die Sie beten wollen, z. B. für Ihre Familie, für sich selbst oder für Ihre ganze Verwandtschaft, geben Sie diesen Zettel am Kerzentisch ab und sagen, welcher Fürsprecher in dieser Bittandacht angerufen werden soll: der Erlöser (d. h. der Herr Jesus Christus) oder die Gottesmutter (eventuell vor einer ihrer Ikonen) oder ein anderer Heiliger (z. B. der heilige Nikolaus oder die Großmärtyrerin Katharina). Ein Moleben kann auch eine Dank-Andacht oder eine Bittandacht für Reisende oder Kranke sein. Ein Moleben kann auch eine Wasserweihe beinhalten. Es gibt Bittandachten vor dem Beginn einer schwierigen Sache, z. B. vor dem Beginn des Schuljahres u. ä. Dies alles können Sie mit dem Mitarbeiter der Kirche besprechen, dem Sie den Namenszettel übergeben.
Zu einem Moleben mit bestellter Wasserweihe können Sie Ikonen mitbringen, um sie weihen zu lassen. (Über die Weihe der Ikonen wird im Kapitel “Die Ikonographie” geschrieben.) Um Ihrer verstorbenen Verwandten zu gedenken, können Sie eine Totengedächtnisandacht (Panichida) bestellen. In der Kirche wird aller getaufter verstorbener Christen gedacht. Wenn Menschen nicht getauft sind, kann die Kirche nicht für sie beten. Genauso wie für ein Moleben schreiben Sie einen Namenszettel für die Panichida, nur müssen Sie auf diesem Zettel vermerken “Für die Seelenruhe” (d. h. für ihren ewigen Frieden im Himmelreich). Die Namenszettel sollten nach Möglichkeit leserlich und sorgfältig beschrieben werden, damit der Priester die Namen leicht lesen kann. Es ist noch besser, wenn die Zettel ästhetisch schön gestaltet werden -einen solchen Zettel wird der Priester mit großem Vergnügen lesen und ihn vielleicht  auch aufbewahren, um der dort angeführten Lebenden und Verstorbenen noch mehrmals im Gebet zu gedenken, da er sieht, mit welchem Eifer Sie diese Zettel geschrieben haben, wieviel Liebe Sie zu den lebenden bzw. verstorbenen Menschen haben Die Panichida ist ein kurzer Gottesdienst, der zur Gänze dem Gedenken der Verstorbenen gewidmet ist. Man darf auf einem Zettel niemals die Namen von Lebenden und Verstorbenen zusammen anführen es muss dies auf zwei verschiedenen Zetteln geschehen. Nachdem in der Kirche für alle angeführten Personen gebetet worden ist, werden diese Zettel gewöhnlich im Kirchenofen verbrannt, und die Asche wird dann in der Erde vergraben.
Am bedeutendsten ist das Gebetsgedenken bei der Göttlichen Liturgie, worüber Sie im Kapitel “Der Gottesdienst” nachlesen können. Während der Gabenbereitung (Proskomidie) wird sowohl der Lebenden als auch der Verstorbenen gedacht. Es ist dies das intensivste Gebetsgedenken. Die Zettel für ein Gebetsgedenken bei der Liturgie werden ebenfalls dort entgegengenommen, wo man ein Moleben oder eine Panichida bestellt. Sie werden genauso ausgefüllt wie für ein Moleben.
Wenn jemand krank ist, so schreibt man z. B. “der kranken Tamara” oder “der kranken Marina”, wenn es ein Säugling ist, so sollte man schreiben “des Säuglings Johannes”, “des Säuglings Anastasia”. Genauso wie die Namen der Erwachsenen, werden auch die Namen der Säuglinge und Kleinkinder in der Vollform geschrieben und nicht in ihrer Kurzform. Wenn Sie den orthodoxen Namen nicht kennen, so schreiben Sie den Namen so, wie
die betreffende Person gerufen wird. Wenn die Namen derjenigen, von denen Sie genau wissen, dass sie getauft sind, nicht orthodox sind oder Sie die orthodoxen Namen nicht kennen, so wird der Priester möglicherweise Namen nicht laut aussprechen, sondern still für sich für diesen Menschen ungefähr so beten: “Gedenke, 0 Herr, Deines Dieners, dessen Namen Du selbst kennst!” In jedem Fall wird der Priester aber dieses Menschen
gedenken, wenn Sie neben dem nichtorthodoxen Namen in Klammem schreiben, dass dieser Mensch getauft ist, und ein solches Gebet wird die gleiche Wirkung haben, als hätten Sie seinen orthodoxen Namen gewusst.
Zettel, die für die Proskomidie oder ein Gebetsgedenken bei der Liturgie bestimmt sind, können verschiedene Preise haben. Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Wirkung des Gebetes, diese bleibt immer gleich. Zweifeln Sie nie daran, dass Ihr Zettel gelesen wird und die Namen der darin Verzeichneten von Gott gehört werden! Wenn Sie in die Kirche kommen und einen Namenszettel abgeben, sollen Sie immer sicher sein, dass der Herr Ihr Gebet erhören wird.
Manchmal werden von Gläubigen, die oft in einer Kirche sind, keine Namenszettel, sondern sogenannte Gedenkbüchlein abgegeben. Es sind dies kleine Heftehen, in denen Platz für das Eintragen der Namen ist, im ersten Teil für die Lebenden, im zweiten für die Verstorbenen. Solche Gedenkbüchlein werden in der Kirche aufbewahrt, und nur fallweise nehmen sie die Gläubigen an sich, z. B. um weitere Namen einzutragen oder Namen aus dem ersten Teil in den zweiten zu übertragen, wenn ein Verwandter oder Bekannter gestorben ist.
Natürlich kann man, wenn man keine Zeit hat, einen Namenszettel in der Kirche lassen und selbst weggehen. Es ist aber besser, bei der Liturgie anwesend zu sein, wenn Ihrer Angehörigen gedacht wird, ebenso auch beim Moleben oder bei der Panichida. Zum kirchlichen Gebet kommt dann auch Ihr eigenes dazu, und dies ist zweifellos gut für Sie und Ihre Angehörigen.

((Книга о церкви: Лоргус,Дудко))

(использованы кадры из фильма “Азбука Православия”)

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