Die Besucher der Optina-Einsiedelei, die den Starez Amwrosij selbst noch gesehen oder gesprochen hatten waren von seiner Herzlichkeit und seiner Einfalt überwältigt. In seinem Äußeren und in seiner Gestalt lag eine große Anziehungskraft und Gelassenheit; sein Gesiebt war das eines großrussiscben Bauern, mit etwas vorstehenden Backenknochen, mit weißem Bart und klugen Augen, deren Blick bis tief ins Herz der Menschen zu dringen schien; sein Wesen war mild und freundlich, und aus seinen Reden fühlten die Besucher die wunderbar reiche Erfahrung des Lebens und Menschenkenners; jede Frage und jede Bitte aber behandelte er mit gleichem Ernst und mit gleicher Aufmerksamkeit. Manche waren entrüstet, wenn die Menschen, wie so oft die einfachen alten Bäuerinnen, den Starez mit den Kleinigkeiten ihres Haushalts oder Familiensorgen belästigten und seine Zeit in Anspruch nahmen. “Mein lieber” -sagte der Starez Amwrosij einmal einem solchen Besucher -, “wie kannst du nicht verstehen, daß ihr ganzes Leben in diesen Kleinigkeiten versteckt liegt, ihre Seelenruhe hat den gleichen Wert wie die von Leuten’ mit oft sehr unnötigen Ansprüchen.”
Und wirklich fand der Starez immer Zeit für solche “einfachen” Belehrungen und die Erzählungen der Besucher über den alten weisen Starez drangen bis in die abgelegensten Dörfer Rußlands.
Später kamen auf diesem zuerst von dem einfachen Landvolk gewiesenen Weg auch die “Geistigen” in seine Zelle, die vielleicht erst hier lernen sollten, daß man ohne die Einfalt der Kinder sind nicht diese alten russischen Bauern in ihrer Glaubenswelt die wahren Kinder! -nicht als Christ leben kann.
Das tiefe Verstehen, das der Starez den vielfältigen Erscheinungen des Lebens entgegenbrachte, war eine reife Frucht der optinaschen Schule. Amwrosij fing seine geistliche Erziehung im Zellendienst bei dem Starez Leonid an. Aber ungeachtet dieser Schulung blieben doch viele Wesenszüge seiner ausgeprägten Persönlichkeit erhalten, wie auch sein Lebensweg anders verlief als der seines geistigen Führers.